Die Transformation der deutschen Wirtschaft vor allem durch Digitalisierung und Klimaschutz betrifft Unternehmen verschiedener Branchen in unterschiedlicher Ausprägung. Hinzu kommt, dass es in Firmen mit umfassendem Veränderungsbedarf Bereiche mit erheblichen und andere mit vergleichsweise geringeren Anpassungen gibt: Fallen Arbeitsplätze in der Produktion weg oder verändern sich Arbeitsumfeld und Anforderungen dort radikal, interessiert das Beschäftigte in der Verwaltung eher nachgelagert – und umgekehrt.
Das bedeutet zum einen, dass die Ziele und Argumentationslinien der Gewerkschaften als den zentralen Organisationseinheiten der Arbeitnehmervertretungen und damit ihre Kommunikation selbst innerhalb von Branchen nicht bei jedem Unternehmen „richtig passt“. Zum anderen gibt es in den Unternehmen selbst sehr heterogene Zielgruppen, die obendrein auch noch über sehr unterschiedliche Kanäle erreichbar sind: Schnelle, digitale Kommunikationswege fehlen, insbesondere in Produktionsbereichen, in der Regel bis heute.
Die Betriebsräte als demokratisches Element der deutschen Mitbestimmung stehen deshalb auf allen Ebenen – lokal am Standort, aber ebenso in Gesamt- und Konzernbetriebsräten – vor der Herausforderung, sich zunehmend komplexere Themen nicht nur zu erarbeiten. Sie müssen die Inhalte ihre Arbeit und deren Ergebnisse auch noch an heterogene Zielgruppen mit unterschiedlichen Interessenlagen vermitteln; über eine Vielzahl digitaler Formate und Kanäle einerseits, über analoge Formate und das klassische „schwarze Brett“ andererseits.
Während Vorstände und Geschäftsführungen von Unternehmen sich teils große Stäbe für (interne) Kommunikation leisten, arbeiten Betriebsräte vor allem ehrenamtlich. Sie kennen sich ebenso wie die freigestellten Betriebsräte vor allem mit dem Betriebsverfassungsgesetz, dem Arbeits- und Gesundheitsschutz, Aus- und Weiterbildung oder betriebswirtschaftlichen Grundregeln aus. Direkte persönliche Kommunikation ist die große Stärke der Betriebsrätinnen und Betriebsräte. Kommunikationsstrategien zu entwickeln und über integrierte Kommunikation professionell unternehmensweit umzusetzen, zählt dagegen weniger zum Standard-Repertoire. Deshalb haben Konzern- und Gesamtbetriebsräte großer Konzerne wie zum Beispiel Volkswagen eigene Kommunikationsabteilungen aufgebaut.
Doch was ist mit den Betriebsräten nicht ganz so großer Unternehmen? Auch die benötigen für Transformationsprozesse ebenso wie die Dauerkrisen dieser Zeit professionelle Kommunikation. Ihr Ziel muss es doch sein, als deutlich vernehmbare Stimme der Belegschaft ein Gegengewicht zur Kommunikation des Unternehmens zu setzen und so die Interessen der Beschäftigten wirksam zu vertreten.
Natürlich gibt es das ein oder andere Wochenendseminar in Sachen Betriebsratskommunikation. Doch bei allem Respekt: Eine professionelle Kommunikationsstrategie auf Basis der politischen und thematischen Leitlinien des jeweiligen Gremiums lässt sich mit einem „kleinen Besteck“ erfahrungsgemäß eher nicht entwickeln. Hinzu kommt die Entwicklung von Kernbotschaften, die Einrichtung und Pflege digitaler wie analoger Kommunikationsformaten und -kanäle und nicht zuletzt die zielgruppen- und formatgerechte Produktion ansprechender und (leicht) verständlicher Inhalte.
Es ist immer wieder überraschend, wie selbstverständlich und völlig zu Recht Betriebsräte externe Rechtsberatung oder auch Unterstützung bei betriebswirtschaftlichen Fragen hinzuziehen. Bei Beratung und Unterstützung in der professionellen Kommunikation anspruchsvoller bzw. komplexer Themen tut man sich dagegen oft schwer. Das mag daran liegen, dass im Betriebsverfassungsgesetz die Bezahlung einer solchen Unterstützung durch das Unternehmen (den Arbeitgeber) nicht ausdrücklich erwähnt wird. Nur: Es gibt viele gute Gründe, warum ein Arbeitgeber die Kommunikationsarbeit des Betriebsrats unterstützen sollte: Gerade die Sozialpartnerschaft lebt davon, auch gemeinsam Themen zu adressieren – ab und an durchaus kontrovers, aber immer professionell.
Erfahrungsgemäß hat die Unternehmenskommunikation aber schon im Normalfall sehr viel zu tun. Und: Sie wird dafür bezahlt, das Lied des Unternehmens, also des Arbeitgebers zu singen. Beiträge für Betriebsräte zu verfassen, gehört normalerweise deshalb nicht zum Aufgabengebiet – völlig zu Recht. Zumal die Betriebsräte im wahrsten Wortsinne gut beraten sind, allein schon der eigenen Glaubwürdigkeit wegen gerade bei der Kommunikation auf die eigene Steuerung zu setzen. Dazu sind die Ausschüsse für Öffentlichkeitsarbeit da. Aber da viele Betriebsräte rein ehrenamtlich arbeiten, fehlen oft Zeit und Ressourcen. Deshalb empfiehlt sich, die eigene Kommunikation mit externer Unterstützung zu professionalisieren, um so die (schmalen) eigenen Ressourcen konzentriert für die operative Betriebsratsarbeit einsetzen zu können. Einen Versuch ist es allemal wert!